RDL-Logo


Markus Kurz - Radio Dreyeckland Freiburg - Jazzredaktion


Regina Carter - Rhythms of the Heart
(Verve 547 177-2 - Motor Music)


Eine Violine im Jazz war schon immer sonderbar, ja in gewisser Weise extravagant. Im modernen Jazz gab es denn auch nur vergleichsweise wenige Protagonisten dieses Instrumentes. Im Bewußtsein eines größeren Publikums hat die Violine denn auch nie den ihr im Grunde gebührenden Platz einnehmen können, außer vielleicht in der Aufbruchphase der 60er und frühen 70er durch die exponierte Spielweise von Virtuosen der Jazz-Violine wie etwa Jean-Luc Ponty, Don „Sugarcane“ Harris, Zbigniew Seifert, Jerry Goodman oder Michael Urbaniak, von früheren Klassikern wie Stéphane Grappelli oder Joe Venuti einmal abgesehen. Heute muß man aber schon größere Kreise ziehen um solche Perfektionisten auf der Violine wie etwa den Franzosen Dominique Pifarely zu finden.

Die junge Violinistin Regina Carter versucht nun mit ihrer CD „Rhythms of the Heart“, gleichzeitig ihrer ersten bei Verve erscheinenden CD, die Jazz-Violine wieder einem größeren Publikum nahe zu bringen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn sie findet einen guten Mittelweg zwischen improvisatorischen und eingefaßten Parts. Ihr Spiel ist gekonnt und läßt die Aufgeregtheit vermissen, die manch einen Hörer vielleicht abschreckt, sich von einer Violine geprägte Jazz-CDs anzuhören.

Standards wie bspw. „Oh, Lady, be good!“ halten sich mit Kompositionen der Bandmitglieder die Waage. Herausstehend für mich allerdings Carters Interpretation von „Papa was a rolling stone“. Die rauchige Stimme Cassandra Wilsons passt denn auch zum groovenden Sound dieses Soul-Klassikers der Temptations aus dem Jahr 1972. Carter schlägt dunkle Töne an und sie transformiert diesen blubbernden Soul auch überzeugend auf ihre Violine.

Auf „Rhythms of the Heart“, wie der Titel schon unschwer erkennen läßt, dreht sich denn auch alles um Rhythmen. Jedes Stück bringt einen Wechsel, von Swing über Bop und Balladen bis zu Soul, Salsa- und Bossa Nova-Anklängen schöpft Carter so ziemlich die Bandbreite der populären Stile aus und fasst diese „Poly-Rhythmen“ mit ihrer Violine in ein dennoch homogenes Sound-Gefüge ein.


>Vorgestellte< Titel:

Besetzung:

Aufnahmedatum: 1998


< m@rqs music < reviews < playlists <
© markus kurz 99.04.25