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Markus Kurz - Radio Dreyeckland Freiburg - Jazzredaktion


Yusef Lateef - Before Dawn
(Verve Elite Edition 314 557 097-2 - Motor Music)


„Before Dawn“, eines der meistgesuchten Alben der Postbop-Periode, das während der LP-Reissue-Booms der 70er und 80er Jahre übersehen wurde ist jetzt wieder in der Verve Elite-Edition erschienen. Sicher eines der bisher besten dieser Edition. Lateef hatte zur Entstehungszeit dieser Platte hauptsächlich Platten für Savoy und Prestige aufgenommen, „Before Dawn“ ist die einzige auf Verve erschienene Platte von Lateef und war seit dieser Zeit nicht mehr zu bekommen. Also ein echtes Sammlerstück, zumal auch die CD-Ausgabe, wie alle in der Elite-Edition erscheinenden CDs ebenfalls nur begrenzt - in diesem Fall in einer einmaligen Auflage von 7.250 Exemplaren - aufgelegt worden ist.

Zur Zeit der Entstehung dieser Aufnahmen Mitte der 50er Jahre hatte Lateef hauptsächlich in der Detroit-Szene mit Leuten wie Donald Byrd (tp), Barry Harris (p), und zwei der auf diesem Album ebenfalls vertretenen Musiker zusammen gespielt, nämlich Curtis Fuller (tb) und Louis Hayes (dr).

Kaum bekannt ist, daß Lateef in Wirklichkeit der erste Bill Evans der Jazzgeschichte war. Am 9.10.1920 geboren, wechselte er wie so viele Jazzmusiker dieser Zeit seinen Namen mit der Konvertierung zum moslemischen Glauben Ende der 40er Jahre.

Damals gab es auf der musikalischen Landkarte noch ein paar weiße Flecken zu entdecken. Angesichts der auf „Before Dawn“ dezent einfließenden Timbres verschiedener musikalischer Kulturen östlichen und afrikanischen Ursprungs würde man zumindest Teile dieser Musik heute wohl mit dem glättenden und überfrachteten Begriff „Weltmusik“ bezeichnen. Den sollte man im übrigen schleunigst aus seinem musikalischen Vokabular streichen, ebnet er doch alles ein, was sich neben den Traditionen und Popularismen der europäischen Musik und der amerikanischen (Jazz-)Musik in der globalen Pansche des Massenmarktes die Aufmerksamkeit einer speziellen Audienz bewahren oder diese gar gewinnen konnte.

Lateef spielt neben dem Tenorsaxophon auch Flöte, Percussion und das Doppel-Reed-Instrument Argol, einer Art ägyptischen Oboe. Seine afrikanischen und indischen Einflüsse auf dieser Platte sind zwar spürbar, aber doch weniger präsent als auf seinen anderen Platten aus dieser Zeit und auch auf einigen seiner späteren Platten. Er spielt nicht in Bebop-Clichés, seine Tenorsax-Roots liegen weiter zurück: beim warmen, vollen Spiel von Coleman Hawkins, und beim Swing-to-Bopper Don Byas. Das faszinierende Balladenspiel auf „Love is Eternal“ und seine Flöte auf „Open Strings“ gehören zu den Highlights dieser Session.


>Vorgestellte< Titel:

Besetzung:

Aufnahmedatum: April 1957


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© markus kurz 99.04.10